So richtig kummerkastenreif bin ich eigentlich nicht, aber von der Seele schreiben muss ich es mir mal, und wo anders passt es nicht hin...
Ich war erst eigentlich immer der Meinung, dass ich 'ne Traumgeburt gehabt habe. Aber als Janis geboren wurde, ist er uns gleich danach für zwei Stunden weggenommen worden, wegen "leichter Anpassungsschwierigkeiten". Ich weiß noch ganz genau, dass ich das in dem Augenblick gar nicht so schlimm fand. Da war ich viel zu fertig und eigentich nur froh, dass es vorbei war. Und nach den zwei Stunden habe ich dann ja auch ein gesundes Baby bekommen, dass ich von der Sekunde an über alles geliebt habe. Von daher alles bestens.
Irgendwie holt mich das alles aber jetzt - fünf Monate später - wieder ein. Es fing eigentlich damit an, dass ich in der "Eltern" den Bericht über die Geburt und was gleich danach passieren sollte gelesen habe. So von wegen, die Nachgeburt kann warten, die Beziehung zwischen Mutter und Kind ist erstmal wichtiger und so. Da hätteich am liebsten nur noch geheult, weil es bei mir so ganz anders war. Martin und ich haben da viel drüber gesprochen - zum Glück habe ich einen Mann, mit dem man ernsthaft über sowas reden kann!! - auch, weil wir uns grad Gedanken über das nächste Baby gemacht haben, und ich möchte, dass das auf jeden Fall zu Hause kommt. Er fragte, wieso eigentlich (Männer denken ja meist praktisch, und er meinte, es wäre vielleicht angenehmer, wenn ich im KH ein paar Tage "raus" wäre, mich nicht um Janis kümmern müsste). Dann habe ich überhaupt erst angefangen, darüber nachzudenken, was mir im KH alles nicht gefallen hat, was alles schief gelaufen ist.
Wegen der Hausgeburt hatte ich ja auch hier im Forum mal gefragt, wie das mit meinen "Komplikationen" (erheblicher Blutverlust bei mir und eben Janis' Anpassungsschwierigkeiten) zu Hause wäre, und Marlies meinte, das wäre kein größeres Problem.
Na ja, über all das hab ich mit Martin gesprochen, und da hat er mir noch mal ein paar Dinge erzählt, die ich bei der Geburt gar nicht so wahrgenommen habe, und wo ich später auch nicht mehr nach gefragt habe. Z.B. meinte er, dass ich bestimmt nicht so geblutet hätte, wenn die Hebamme mir die Nachgeburt nicht in einem Ruck an der Nabelschnur rausgerissen hätte. Klar, vielleicht ist das Humbug und hat damit überhaupt nichts zu tun... Er meinte auch, dass er Janis anfangs im Kreißsaal Sauerstoff gegeben hatte, in einer Ecke auf dem Wickeltisch (hab ich gar nicht mitgekriegt), und dass dann erst entschieden wurde, ihn wegzubringen, als meine Bluterei so richtig losging, und er nach Aussage der Schwester, die ihn uns nachher brachte, im Säuglingszimmer auch nur Sauerstoff bekommen habe. Dass es also vielleicht gar nicht nötig gewesen wäre, ihn uns wegzunehmen, oder man ihn zumindest gleich hätte wiederbringen können, es aber wahrscheinlich nur der Einfachheit halber nicht getan hat.
(An dem Tag war enorm viel los.)
Was ich mich vor allem frage, ist, wie das eigentlich kommt, dass sich die Erinnerung plötzlich so gewandelt hat. Eigentlich wird doch mit der Zeit immer alles "besser". Ich frage mich, ob ich mir das jetzt im Nachhinein schlechtrede. Schließlich hab ich noch im KH gewissenhaft Tagebuch geführt und festgehalten, wie toll doch alles war, und dass es gar nicht so schlimm war, die 2 Stunden auf Janis zu warten. :traurig04:
Kommentare
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Dass Du jetzt Dir alles "schlecht redest" wie du schreibst, das geht dir glaub ich nicht allein so. Hinterher ist man immer schlauer...
Ist jetzt vielleicht ein blödes Beispiel: Aber hast Du schon mal irgendwo - vielleicht im Urlaub oder so in einem Laden irgendein tolles Teil gesehen? Ne schicke Bluse oder ein schönes Tuch oder so? Und hast es gekauft und dich gefreut wie ein Schneekönig? Und warst total happy? Und 10 Minuten später bist du an einem anderen Laden vorbei gegangen und hast dort das gleiche Teil gesehen? Zum halben Preis? Und dann hast Du dich geärgert? Weil du hinterher das Gefühl hattest irgendwas ist schief gelaufen? Bestimmt, oder? Aber waren deswegen deine "Gefühle" nach dem Kauf im ersten Laden nicht richtig?
Wie schon gesagt, das ist bestimmt ein blödes Beispiel, aber so ist das eben mit der Schwangerschaft und der Geburt und allem was mit Kind zu tun hat auch. Man macht etwas, trifft eine Entscheidung, erlebt eine Situation und empfindet es als ok... und einige Zeit später beginnt man doch zu zweifeln, weil man eben liest oder sieht oder hört, dass es auch noch besser hätte laufen können. Aber im Nachhinein können wir es doch nicht mehr ändern :???: Mach Dir nicht so viele Sorgen - bitte :knutsch01:
Was das "Rausreißen" der Plazenta angeht, ich glaub, das sah für deinen Mann dramatischer aus als es ist. Die Plazenta hinterlässt da, wo sie angewachsen war eine Wunde. Das ist immer so. Bei manchen Frauen führt das halt zu großem Blutverlust.
Auch über den Sauerstoff würd ich mir keine Sorgen machen. Dein Süßer ist gesund und munter und ihr habt doch eine tolle Beziehung zueinander. Lies immer mal in deinem Tagebuch nach, wie Du dich damals gefühlt hast. Vielleicht können dann Deine Zweifel dem Glücksgefühl weichen, das du da empfunden hast ;-)
Liebe Grüße
Mandy
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Klar - wenn alles super läuft ist es toll, die ersten Stunden mit dem Kind intensiv zu verbringen. Nur mir fehlt in den Büchern immer ein Kapitel, der beschreibt, dass auch eine kurze (oder sogar längere) Trennung zu verarbeiten ist und dem Kind nicht schadet. Man kann diese Nähe auch nachholen!
Ich hab kurz nach der Geburt weder im Stillbuch, noch in "Auf der Suche nach dem verlorenen Glück" lesen wollen, weil mir mein Kleiner dann so leid tat. Dabei denke ich, er hat die meiste Zeit geschlafen und wurde außerdem von erfahrenen Leuten betreut. Wie Janis auch. Janis war ja bloß zwei Stunden weg, das ist sehr kurz!!!
Naja, ich bin jetzt nur auf einen kleinen Teil deines Postings eingegangen, aber das wollte ich unbedingt mal sagen. Weil du schreibst, ein Artikel im Elternheft hat dich wieder über die Trennung grübeln lassen...
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Als ich das eben gelesen habe, sind bei mir Gefühle hochgekommen und Fragen aufgetaucht, die ich mir ein paar Tage nach der Geburt gestellt habe. Und zwar:
Diese Berichte von und wegen die wichtigen Minuten nach der Geburt. Smoothie spricht mir da aus der Seele. Ich mag das auch nicht hören oder lesen. Ich halte es auch für quatsch. Das das im Elternheft steht, ist ja auch glasklar. Die idealisieren ja so einiges. Und oft schreiben sie ein Jahr später genau das Gegenteil (na gut, in diesem Fall werden sie wohl dabei bleiben ;-)
Was ich da z.B. noch nie gelesen habe: das es verdammt schwierig ist, sich in seiner Elternrolle zurecht zu finden! Diese Zeitschriften bauen regelrechten Druck auf. Man soll nach der Geburt sein Kind sofort unbedingt lieben etc.
Aaaalso: bei mir war das so, Marlies hat das mal so absolut treffend vormuliert: die meisten Schwangeren denken bis zur Geburt. Das man danach erst richtig gefordert ist, das überrascht einen dann.
Mir ging das genau so. Als Arthur draußen war dachte ich: Wow, super, tolle Arbeit! Als er mir dann sofort auf die Brust gelegt wurde, da fühlte ich nicht, das das so sein muß. Es kam mir im Gegenteil ziemlich seltsam vor, das da ein Wesen, das voher noch in meinem Bauch gewachsen ist plötzlich an meiner Brust saugt um sich daraus zu ernähren (ich finde das alles derart abgespacet, das klingt doch nach SiFi!? Ich glaube, man kann das garnicht begreifen).
Wir waren zwar nach der Geburt nicht getrennt, ABER: es hätte mir auch nichts ausgemacht! Weißt du, was ich für ein schlechtes Gewissen deswegen habe! Alleine wegen des Gedankens! :oops:
Wir wollten nach der Geburt nach hause gehen, aber ich bin dann auf der Toilette zusammengeklappt (war vielleicht doch ein bischen anstrengend, die Geburt :biggrin: ) und alle haben auf mich eingerededt das ich noch dableiben sollte. Also blieb ich und habe mich im nachhinein sowas von geärgert. Arthur wurde gegen 13 Uhr geboren und wir sind nichtmal 24 Stunden später schon wieder nach hause, aber das war trotzdem tota verlorene Zeit da.
Jedenfalls: wenn nicht an dem Tag eine unsympatische Schwester Dienst gehabt hätte, die Arthur ohne Ankündigung und völlig unnötigerweise vor meinen Augen die Zuckerwasserflasche in den Rachen gestopft hat, woraufhin ich beschloß den kleinen Mann nicht in ihrer Obhut zu lassen, dann hätte ich ihn mit Sicherheit sogar mit allen anderen Babys in diesem Babyschlafzimmer schlafen lassen.
Mir war das damals völlig egal. Ich wollte nach zwei schlaflosen Nächten endlich mal wieder schlafen.
So schließ er dann bei mir im Bett und das war dann auch richtig gut für unsere Beziehung
Aaaber: als ich morgens auf Toilette mußte, da habe ich den kleinen Wicht in seinem Bettchen abgelegt, weil ich ihn schlecht mitnehmen konnte (wir erinnern uns an den Wochenfluß und die diversen Vorlagen die man da so mit sich herumgeschleppt hat und das auf die Toilettegehen zu einer Tagesreise machte :???: ). Da hat er dann geschrien und keiner war da :sad: wären wir dochmal nach hause gegangen! Meine angebliche Entlastung im Krankenhaus gab es sowieso nicht, im Gegenteil! Ich bin mit ihm auf dem Arm herumgeschwankt, dabei hätte ich ncihtmal alleine zur Toilette gedurft... Naja...
Jednefalls habe ich immer noch ein schlechtes Gefühl dabei, das ich ihn da so alleine gelassen habe. Und so richtig schlimm fand ich das nicht, das er weinte. Auch wenn er aus Hunger weinte, ich hatte ja keine Ahnung, wir mußten uns eben erteinmal kennenlernen. Natürlich hatte ich gleich den Instinkt, ihn beschützen zu wollen. Aber trotzdem: er war mir so fremd!! Hätte man mich in den ersten Tagen und Wochen vor die Wahl gestellt: dein Mann oder dein Kind, ich hätte mich klar für meinen Mann entschieden!
So, das war ja jetzt ne halbe Lebensbeichte:oops: ;-)
Jedenfalls, Fazit: ich glaube, das die Natur das schon so eingerichtet hat, das es eine Zeit fürs kennenlernen gibt. Das die ersten paar Stunden garnichts zu bedeuten haben und das die Kinder genauso wie man selber durch Hormone und Schmerzen noch in einer Art Delirium stecken.
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Niklas war nach dem KS fünf Tage in der Kinderklinik und ich sah ihn nur beim täglichen Stillen (nachts habe ich abgepumpt).
Danach waren wir noch zwei Tage zusammen in der Frauenklinik. Das Unternehmen "rooming in" musste ich nach einem halben Tag aufgeben, weil der Kleine total wund war und nur geweint hat. Da ich ihm nicht helfen konnte (offene OP-Narbe etc. ), fand ich ihn im Kinderzimmer besser aufgehoben. Die haben auch erstmal seinen Hintern wieder heil gemacht.
Ich weiß noch, dass meine Schwimu mich einmal gefragt hat, ob mit klar sei, dass ich das Baby zu Hause auch nicht einfach wegschieben könne, wenn es weint, aber ich war froh, im Krankenhaus noch jemanden zu haben, der mir bei Problemen hilft. Als ich dann nach Hause entlassen worden war, war ich gut auf alles vorbereitet...und vor allem halbwegs wieder fit!
Fehlendes Bonding hin oder her....wenn ich meinen Sohn mittlerweile betrachte, denke ich, so verkehrt kann es alles nicht gewesen sein! :biggrin:
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Mir tat der ganze Körper weh, ich habe zwar bitterlich geweint, als ich sie im Kinderzimmer hinter der Scheibe habe liegen sehen, aber ich war froh das sich jemand kümmern konnte, denn 2 tage später waren wir schon zu Hause. Beim KS war ich weniger lang getrennt, aber nach dem 2. Tag musste ich auch nach Hause, da hät ich gern jemanden gehabt, der wickelt.
Was geschehen ist kann man halt nicht ändern.
Und meist kommt alles ganz anders als man denkt :roll:
Mach Dir keinen Kopf, dein Yannis weiss das garnicht mehr und wenn Dein erstes Gefühl war, das du eine Traumgeburt hattest, dann muss da was dran sein!