Vielleicht klingt das ja erstmal schlimmer als es ist, auf alle Fälle habe ich heute Nacht sehr schlecht geschlafen. Aber der Reihe nach:
Wir waren gestern bei einer Freundin, die zwei Kinder hat. Ihr Sohn ist zweineinhalb Jahre und ihre Tochter acht Tage älter als meine Tochter, also vier Monate. Und der zweineinhalbjährige Lukas ist halt momentan ein wenig schwierig, ihr könnt Euch schon denken, halt eifersüchtig auf seine kleine Schwester. Er sucht immer nach Möglichkeiten, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und da ist es ihm sogar lieber er wird von seiner Mama mal härter angefaßt (einer unserer vielen unterschiedlichen Auffassungen was Kindererziehung betrifft), als eben gar nicht beachtet zu werden. Immer wieder fordere ich meine Freundin auf, den Kleinen auch mal zu beachten, wenn er sich unauffällig benimmt, aber ich will ihr halt nicht ständig auf die Nerven gehen. Naja, ich hab halt den Eindruck, sie schimpft ständig mit ihm herum, aber halt ohne Konsequenz und ohne sich ernsthaft Zeit zu nehmen, warum er das und das nicht machen soll. Das läuft halt so, dass Lukas ein Spielzeug nimmt (ein etwas lauteres) und meine Freundin meint: "Nein". Wenn er anfängt, auf und ab zu laufen: "Nein Lukas, nicht so laut!". Und ihr müßt euch vorstellen, während einer Stunde Kaffeetrinken wird nach jedem Satz der Unterhaltung so ein "Nein, Lukas" eingestreut, ohne dass es meiner Meinung nach notwendig wäre :mad: ; erstens weils nix hilft so einfach dahingesagt und zweitens, weil Lukas oft gar nix schlimmes macht . Soweit, so ungut. Und irgendwann explodiert sie halt. Aber es steht mir auch nicht wirklich zu, da immer einzugreifen, sondern ich hab ihr das schon mal in Ruhe beizubringen versucht, dass ich das Kind entweder ernsthaft zurecht weise, oder es eben lasse. Es nützte aber nichts. Also: ihr Kind, ihre Erziehungsmethode :flaming01: (Lukas wurde übrigens mittels "Jedes Kind kann Schlafen lernen" zum Mittagsschläfer erzogen).
So, und nun will Lukas Aufmerksamkeit und hat da eine taktisch recht gefinkelte Möglichkeit gefunden: er geht auf andere Kinder los. Auf seine Schwester, auf meine Kleine, aber auch auf ganz wildfremde. Und ich hab mich irgendwann mal so geärgert darüber, dass ich immer so aufpassen muss, wenn unsere drei Kleinen zusammen sind, weil er ständig hingeht (mit zur Schau gestellter guter Absicht, den Babys ein Bussi zu geben und sie zu streicheln) und sie beißt, kratzt, zwickt, hinhaut etc. Ich hab beschlossen, ICH werde das persönlich ändern, ich werde ihm ganz laut und deutlich und nicht mit einem beiläufigen "Nein" zeigen, dass man das nicht macht. Soweit so gut, Lukas geht auf meine Tochter los. Ich geh in die Knie, schau ihm tief in die Augen und erkläre ihm, dass ich das nie wieder sehen will und so weiter halt. Ich sag ihm auch, dass ich ihn auf den Balkon stelle, sollte ich nochmal sowas sehen. Kurz war Ruhe, dann geht er selbstverständlich wieder hin, ich erinnere ihn daran was ich ihm erklärt habe. Er blickt mich verständnisvoll an und fängt an, den Blick immer noch auf mich gerichtet, meine Kleine zu hauen. Erst leicht, dann fester. Ich stehe auf, und und stelle ihn auf den Balkon raus (-4°C), selbstverständlich einem Blickaustausch mit seiner Mutter, die mich ermunterte. Es war absolut keine Affekthandlung, ich hatte mir das schon vorher überlegt, dass ich das durchziehen werde. Er hat natürlich gebrüllt wie am Spieß, und mir war klar, dass ich ihn da ganz bald wieder reinholen muss. Ich hab halt ein paar schreiende Atemzüge draußen lassen, und ihn dann wieder reingeholt. Er hat eigentlich recht schnell aufgehört zu heulen und bis zum Mittagsschlaf war Ruhe (er hat für seine Verhältnisse recht brav gespielt).
Und dann der Mittagsschlaf: als ihn meine Freundin holen ging etwa eineinhalb Stunden nach verschwinden im Kinderzimmer, war er in Tränen aufgelöst und hat gemeint, er hätte gar nicht schlafen können. Im Nachhinein betrachtet habe ich nun Angst, dass das, was ich gemacht habe, nicht richtig war. Steht es mir zu, ein "fremdes" Kind so zu bestrafen?
In der Nacht dann habe ich nochmal nachgedacht und erkannt, was mir nicht gefallen hat an meiner Reaktion: Die Konsequenz stand in keinerlei Zusammenhang mit dem was Lukas angestellt hat.
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Aber was sollte ich mit ihm anstellen? :traurig04:
Ach ja, wie würdet ihr reagieren, wenn eine Freundin euer Kind bestraft? Habe ich mir da zuviel herausgenommen? Aber Tatsache ist, mit einem zwischendurch eingestreuten "Neinnein", noch dazu wenn er das sowieso ständig hört, ist es einfach nicht getan. Und meine Freundin sagt mittlerweile selber, dass sie es leid ist, sich ständig bei fremden Eltern entschuldigen zu müssen, nur weil Lukas auf andere Kinder losgeht.
Übrigens suche ich nicht nach Absolution hier, sondern hoffe auf Eure Kreativität, wie man da vorgehen könnte, sodass Lukas ein lieber Bub wird :engel03: :biggrin: , ohne dass wir seinen "Willen brechen", ihm "psychisches Leid" zufügen,...
Schwierig schwierig schwierig. :traurig01:
Kommentare
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ob die "Schwere" der Bestrafung in Relation zu dem steht, was der Kleine verbockt hat, vermage ich nicht wirklich zu beurteilen. Gefühlsmäßig sage ich ja, weil niemand, egal wie alt er ist, das Recht hat, auf die schwächsten Glieder der Kette loszugehen.
Für micht ist eindeutig klar, dass die Mutter schwerste Erziehungsfehler gemacht hat und macht, das Verhalten des Kleinen ist erst der Anfang von weiterem "Mißverhalten".
Du wirst an dieser Situation nichts, aber auch rein gar nichts ändern können, wenn die Mutter nicht gewillt ist, ihr Verhalten dem größeren Kind zu ändern.
Du kannst deiner Freundin gegenüber nur nachhaltig klar machen, welchen Bockmist sie an der Seele des Kleinkindes verzapft, indem du ihr Konsequenzen androhst, wenn sie den "Großen" weiterhin so "stiefmütterlich" behandelt.
Mir scheint (deinen Beschreibungen nach), dass diese Frau bei Lukas auf ganzer Linie versagt und ihr dringend (egal auf welchem Weg) geholfen werden muss, wenn der Kleine nicht komplett abrutschen soll. :traurig04: :sad:
:byebye01:
Gisela
1,392
Wenn erst mal so eine Eifersucht da ist, weiß ich auch nicht, wie man die wieder wegbringt. Ich glaube nur bedauerlicherweise gar nicht von "Außenstehenden". Du siehst ja selbst den Umgang, den Deine Freundin mit dem Lütten hat und das eben täglich und immer, da wirst Du nicht viel erreichen können. Aber ich bin mir sicher, dass Du etwas erreichen kannst, wie er sich Dir und Deinem Baby gegenüber verhält.
Ich bin wirklich davon überzeugt, dass die Kleinen sehr schnell raus haben, mit wem sie was machen können und glaube, dass Du ihm klar gemacht hast, dass er das mit DEINEM Baby nicht machen kann. Bin ja gespannt auf das nächste Mal :biggrin: Er probiert aus, wie weit er gehen kann, das sieht man ja daran, dass er Dir in die Augen schaut, während er seine Schläge steigert.
Ich habe mit unserem Problemkind-natürlich auch älter-ein deutliches Wort geführt und ihr geagt, dass sie nicht mehr zu mir eingeladen wird und ja auch alt genug sei, dann allein zu bleiben, auf jeden Fall will ich kein Kind in der Nähe von meinem wissen, das tatsächlich eine Gefahr darstellt. Ihre Mutter lässt sie nicht mit dem Kleinen allein, man stelle sich das vor!!! Allerdings sind nun alle in einer Erziehungsberatung, da noch ein Baby kommt.
Insgesamt finde ich es schade für den Kleinen, dass er sich so Aufmerksamkeit erheischen muss, scheint ja auch eine gequälte Seele. Wie soll ein 2-jähriger immer ruhig und artig sein :roll:
411
Wenn ich das richtig verstanden habe, hat der Kleine nach diesem Balkon-Erlebnis eineinhalb Stunden alleine in seinem KiZi geweint?
Lila, mach dir keine Vorwürfe, sondern der Mutter! Lukas muss sich auf ganzer Linie vernachlässigt und abgeschoben vorkommen. Soweit ich das beurteilen kann, war bezüglich seiner Übergriffe auf dein Baby Handlungsbedarf da - aber wenn die Mutter ihr Verhalten dem Sohn gegenüber nicht ändert, wird wohl keine pädagogische Maßnahme bei dem Kind wirken... :traurig04:
2,943
Tja, davon bin ich ja auch überzeugt, aber mache ich es mir da nicht zu leicht? Ich stecke nicht in ihrer Haut. So wie ich von meiner Erziehungsmethode überzeugt bin (Eh klar, wasn sonst :fies02:) muss ich auch jedem anderen das Recht einräumen, von seiner Erziehungsmethode überzeugt zu sein. Klar, ich könnte missionieren. Aber genau wie ich mich von ihrer Methode nie überzeugen lassen würde (Ferbern wollte sie mir ja schon schmackhaft machen), muss ich ihr das Recht eingestehen, sich nicht von meiner überzeugen zu lassen. Ich bin halt vielleicht ein Mensch mit manchmal zuviel Verständnis für andere. :roll:
Ja klar. Und sie wird auch nicht müde, immer wieder zwischendurch von den Erfolgen ihrer "manchmal" konsequenten Erziehung zu berichten. Die von der Mütterberatun nahm mal das Wort "Psychologe" in den Mund. (Lukas hat es da auf alle anderen Kinder abgesehen, der Junge ist dort echt gefürchtet.) Lukas Mama, meine Freundin, war natürlich empört. Als ich ihr erklärt habe, dass das aus deren Sicht ja gar nicht so abwegig ist, schließlich erlebt sie Lukas ja fast nur auf andere Kinder losgehend, war sie fast böse. :???: ´
Ach ja, Lukas ist übrigens auch aus erster Ehe "mitgebracht". Der Junge hats echt nicht leicht.
Zumindest das sollte doch hinzukriegen sein. :roll: Das ist es ja, was mich auch beschäftigt. Ich werde da wohl noch meine Freundin befragen, ob das sein kann; ob sie ihm wohl erfolgreich abgewöhnt hat, aus dem Zimmer zu kommen, wenn ihn irgendwas bedrückt, sodass er nicht schlafen kann? :shock:
Ach, und was mich an der Balkongeschichte stört: Hat mich am Ende meine Freundin ganz subtil dazu gebracht, "ihre" Methoden anzuwenden? Und was mir noch komisch vorkommt: Würdet ihr eine Freundin dazu ermuntern oder es zuminsest dulden, Eure Kinder zu bestrafen? Also ich nicht.
59,500
:byebye01:
Gisela
1,633
Das finde ich so verdammt traurig!
2,322
nach meiner Meinung kannst Du Dir keine Vorwürfe machen. Du hast Lukas die Grenzen aufgezeigt, er hat sie überschritten und musste die Konsequenz ziehen. Er wird beim nächsten besuch (wenn es denn soweit kommt) genau wissen, dass Du es ernst meinst, wenn Du ihm irgendetwas verbietest.
Es bedrückt mich allerdings genau wie Dich, von so einem armen Würmchen lesen zu müssen, dass dankbar für jede Art von Aufmerksamkeit ist und sei sie negativ
Es ist schwierig, einer Mutter beizukommen, die ja scheinbar schon versucht hat, professionelle Hilfe zu bekommen, und diese dann kategorisch ablehnt, weil es ihrer Bequemlichkeit im Wege steht. Ein vernünftiges Gespräch unter Freunden scheint da ja auch nicht möglich zu sein.
Na ja, es ist aber auch nicht wirklich angenehm, die eigenen Erziehungsfehler auf die Nase gebunden zu bekommen...
Ich bin mir nicht sicher, ob ich mein Kind von anderen Leuten bestrafen lassen würde. Ich glaube, wenn ich z.B. bei der Oma wäre, wäre es o.k., da die ja auch mal alleine mit dem Lütten klar kommen müssen und wenn ich jedesmal sofort eingreifen würde, könnte sich Oma keinen Respekt verschaffen.
es ist echt eine schwierige Situation....
Vor Allem eine gruselige Vorstellung, dass der Kleine 1 1/2 Stunden alleine in seinem Zimmer geweint hat.
Ich hoffe, dass es nicht am Namen liegt und sich mein Zwerg anders entwickelt :roll:
411
Ja, du musst unbedingt nochmal mit ihr darüber sprechen. Ich kenne mich zwar damit nicht so aus - aber ich bin mir sicher, dass Herr Ferber das so ganz bestimmt nicht gemeint hat!
Ich würde meiner Freundin zwar erlauben, mal ein ernstes Wort mit meinem Kind zu wechseln - klar! Man muss ja anderen Kindern verbieten können, zum Beispiel das eigene Kind aufzuwecken, oder so. Aber Lukas scheint ja regelrecht handgreiflich gegenüber deinem Baby geworden zu sein. Da hätte sie, soweit ich die Situation einschätzen kann, sofort eingreifen müssen und es gar nicht erst zu der "Balkon-Szene" ;-) hätte kommen lassen!