Am 17.01.2005 – 12 Tage über Termin und nachdem ich alles probiert hatte, um die Geburt anzustossen, was es so zu probieren gibt – entschloss ich mich zum letzten Mittelchen zu greifen. Hier im Forum ebenso wie unter Hebammen gibt es ja sehr gespaltene – meist sehr negative – Ansichten zum Thema WehenCocktail mit Rizinusöl. Ich wollte aber auf gaaaar keinen Fall einleiten lassen müssen, da hatte ich so einen Schiss vor. Also hab ich am Abend das Zeugs getrunken und war im ersten Schritt beruhigt, nicht gleich alles wieder auszukotzen auf Grund des phantastischen Geschmackes, der so dramatisch nicht war, wie befürchtet.
An dem Abend bin ich recht zeitig ins Bett – so gegen 21 Uhr. Wahrscheinlich wollte mir mein Unterbewusstsein sagen: junge Frau, ruhen sie sich mal noch etwas aus, diese Nacht ist nicht zum schlafen vorbestimmt. Und das war auch gut so. Um 23.47 Uhr (seit ich warte, seh ich immer auf die Uhr sobald ich aufwache ;o) ) werde ich wach. Irgendwas war da. Später wurde mir bewusst, dass ich tatsächlich DAS gespürt hab, was man immer als „Knack im Bauch“ beschrieben bekommt, wenn man fragt: wie fühlt sich ein Blasensprung an.
In dem Moment war es mir jedoch noch nicht klar und so blieb ich erstmal liegen. Dann hatte ich das Gefühl, dass ich aufs Klo muss. Also steh ich auf und geh ums Bett zur Tür. Und da beginnt es… tropf tropf tropf… TOLL ich hab mir extra ein Handtuch übers Bett gehangen für den Fall, dass genau dieses passieren würde. Da komm ich nun allerdings nicht dran. Also im Türrahmen stehen bleiben, denn im Schlafzimmer auf dem Laminat ist das Fruchtwasser einfach besser aufgehoben als auf dem Flur mit Auslegware. „Dreas….DREEEAAAAS…. los aufwachen, wirf mir das Handtuch zu“… und ab aufs Klo. Erst tröpfelte es nur so in die Toilette und ich hätte in die Luft springen können vor Freude. Es geht los, es geht los…. Endlich, wie geil. Dann lief es nur so aus mir raus, als müsste ich schon seit 10 Stunden pieseln.
20 Minuten – noch zu Hause – die erste Wehe… nicht soooo schmerzhaft… 3 Minuten später schon die nächste. „Waren das wirklich nur 3 Minuten?? Das kann doch nicht sein, ist das nicht viel zu fix verdammt?“ Also rann an die Stopuhr. Tatsächlich, nur knapp 3 Minuten. Na dann mal lieber schleunigst los.
Eine Stunde nach dem Sprung waren wir in der Klinik. Dort herrscht schon mittleres Chaos. Alle 4 Kreissäale sind belegt, eine Schwangere läuft mit Wehen über den Flur, eine liegt mit Wehen am CTG und wir stehen da und niemand kommt uns lächelnd entgegen. *schnief* Nach 20 Minuten liege auch ich am CTG. Mittlerweile sind die Wehen schon sehr schmerzhaft, aber noch erträglich. Im Liegen allerdings ist es viel schmerzhafter als im Stehen oder Sitzen und ich ersehne den Zeitpunkt, da ich vom CTG loskomme und mich mit einem mobilen CTG frei bewegen kann. Daraus wurde natürlich nichts und das war in den folgenden Stunden das Schlimmste für mich: das Liegen.
Mein MuMu war zu diesem Zeitpunkt erst 2 cm geöffnet und alles noch nicht sooo reif. Also erstmal in Ruhe den Einlauf. Naja RUHE gab es im KH leider in keiner Ecke, also Einlauf pur. Kaum hab ich die Suppe intus kommt eine andere Hebamme rein. „Ihr müsst hier raus, wir haben keinen Kreißsaal und die Schwangere nebenan kriegt ihr Kind fast auf dem Klo. Also rüber über den Flur in ein anderes Badezimmer. Der daran angeschlossene Vorwehenraum war mittlerweile auch schon wieder besetzt. Die Wehen waren mittlerweile schon nicht mehr so leicht zu verknusen und auf dem Klo sitzen und Wehen ist irgendwie ne scheiss Mischung, hab ich so festgestellt.
Irgendwie war dann plötzlich ein Kreißsaal frei. Im ersten Moment beim Betreten des selben war ich total froh, denn es war jener mit dem Geburtshocker… nach der Badewanne meine zweite Wahl. Aber auch aus dieser Vorstellung wurde leider nichts. Wieder mal: ich musste Liegen… die ganze verdammte Zeit. Mir tat die Seite fast mehr weh, als die Wehen…. Und noch schlimmer machte mir mein Rücken zu schaffen. Nicht nur im Kreuzband, sondern im ganzen Rückenbereich. Leider konnte mein Schatz ihn mir nicht massieren, weil ich absolut keinerlei Berührungen verkraften konnte. Also hab ich ihn mir so gut es ging selbst massiert. Auch seine Stimme konnte ich NULL ertragen. Er war total verzweifelt, dass er mir nicht helfen durfte, aber er war da und nur das hat mir super viel gegeben. Er ist manchmal zwischendurch aufgestanden, z.B. um sich nen Apfel zu holen oder so… das durfte er aber nicht während der Wehe, denn selbst wenn ich ihn nicht hab helfen lassen, musste ich immer wissen, dass er sich ebenso auf meine Wehen konzentriert wie ich.
Das Einzige, was er aktiv tun konnte: Er musste mir immer sagen, ab wann auf dem CTG die Wehe wieder sinkt. Irgendwie hab ich es immer erst dann geschafft die Wehen zu veratmen. Ja ich muss sagen, ich hatte das Gefühl ich stelle mich an wie der erste Mensch.
Wann was passierte? Keine Ahnung. Ich staune, dass in so vielen Geburtsberichten immer steht: dann und dann passierte das und das. Ich kann nur sagen, dass ich
irgendwann homöopathische „Liebesperlen“ bekommen hab, um den MuMu zu öffnen, weich zu machen – whatever -,
irgendwann hab ich per Tropf irgendwelche Schmerzmittel bekommen – ich glaube 2 mal,
irgendwann hab ich ne Akkupunkturnadel gesetzt bekommen,
irgendwann ne Spritze vaginal (Manno Mann, die war RIIIIIESIG)
irgendwann dann nen Wehentropf, weil ich nachdem der Muttermund geöffnet war keinen Gegendruck spürte, den ich hätte als Beckenboden spezifizieren können. Ich sollte pressen, aber es ging nicht weil da einfach kein Widerstand zu spüren war.
Gegen 09.30 Uhr ging es dann mit dem Pressen los. Die ersten 2 oder drei hab ich ungenutzt gelassen – oder um es ehrlicher zu formulieren: ich hab mich schlicht zu doof angestellt, mich nicht getraut – von LOSLASSEN erst recht keine Rede.
In der Phase muss ich sagen, hat mir mein Schatz alles gegeben. Ich hab nur noch seine Stimme gehört und am Klang seiner Stimme konnte ich hören, wenn es die Hebamme ernst meinte mit: da kommt der Kopf etc. Da hat er mich richtig klasse motiviert und gepowert. Nach ca. 4 oder 5 weiteren Presswehen hatte ich es geschafft. Ich hab diese Phase als anstrengender als den Rest der Entbindung empfunden, aber sicher nicht als schmerzhafteste Phase.
Letztlich ist das alles wie schon angedeutet auf der Seite liegend passiert… nein Quark, die Presswehen dann auf dem Rücken mit meinem Händen unter meinen Oberschenkeln und der dicken Schwester auf meinem Bauch…. So wie ich es definitiv nicht wollte, aber es war dennoch ok, denn die Austreibungsphase war in meinem Empfinden eh weniger dramatisch, aber die Wehen vorher hätte ich schon gern anders verlebt als in Seitenlage… das war für mich die Hölle.
Und dann war er da. Das Erste was ich gesehen hab, war sein kleiner Arschi und die Wurst, die dran hing. Was für ein Anblick - *lach*. Dann ist mein Schatz rum gelaufen, um die Nabelschnur zu schneiden und ich hab die Tränen in seinen Augen gesehen. In 7 Jahren, hab ich ihn da zum 3. Mal weinen sehen – wow. Da wurde mir erst klar - krass krass krass, der Kleine ist tatsächlich da.
Habt ihr die Geburt der Plazenta eigentlich auch als so angenehm empfunden. Das war null schmerzhaft und einfach nur so was von wohlig warm. Die Hebamme hat sich fast weggehauen, als ich meinte: „oh bitte wieder rein damit und noch mal rausholen.“ *grins*
Es ist übrigens weder geschnitten worden, noch eingerissen. Vaginal ist wohl innerlich was, was mit einem Stich genäht werden musste und da tut auch noch was weh, aber leider weiss ich nicht recht, ob das miteinander im Zusammenhang steht. An sich ist auch alles noch ziemlich schmerzhaft, wie ein krasser Muskelkater oder so.
Alles in allem habe ich mich super unvorbereitet gefühlt und stelle fest: ich hatte den schlechtesten Geburtsvorbereitungskurs der Welt. Nicht mal ansatzweise hatte der was mit einer Geburt zu tun.
Aber egal, die Schmerzen sind vergessen (das ist echt so krass, dass man sie sich nicht mal mehr richtig vorstellen kann, wenn alles vorüber ist), die Kratzer auf dem Arm und an der Hand meines Freundes sind verheilt *hehe* und der Muskelkater in den Oberarmen vom Festklammern am Bett ist vorüber.
Seine Frage, ob er denn nun noch ein Mädchen bekommen wird – die ich zuerst (da lag der Kleine grad ne Minute auf meinem Bauch) mit nem strafenden Blick und einem: na ja adoptieren … gern – würde ich mittlerweile schon wieder locker bejaen.
Ich muss sagen, dass die ersten 2 Tage zu Hause bisher richtig gut und ruhig verlaufen sind. Klar, das Stillen ist am Anfang nicht immer einfach, nicht immer schmerzfrei und die Nächte… na ja ohne Wort halt *zwinker*… aber an sich hab ich ein soooo liebes Baby, kein grosss Gechrei und so. Vielleicht kommt das noch, aber dass es gerade am Anfang so ruhig ist, dafür bin ich ihm sehr dankbar…meinem Sohn – krass, das hört sich echt verrückt an… *hehe*
Kommentare
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Da hat sich das lange Warten doch gelohnt ;-)
Gruß, Musikmaus
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Nochmals meinen herzlichsten Glückwunsch.
Aber fragen muss ich trotzdem noch... warum musstest Du die ganze Zeit liegen?????
Das so viel los war in der Klinik, war ja auch übel. Aber im Nachhinein ist es doch gar nicht mehr soooooo schlimm, oder????
Eine tolle Kennenlernzeit wünsch ich Euch weiterhin, schon Dich ein wenig!!!
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:laola02: :laola02: :laola02: :laola02:
Herzlichen Glückwunsch zu deinem süßen Pupsi!!
2,288
Ps: Wo hast Du denn entbunden?
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und Herzlich Willkommen Ole Jonas :byebye01:
Wünsch Euch einen weiterhin so ruhigen Wochenbettverlauf.
Und dass aus Pupsi bald ein ordentlicher Pups wird :biggrin:
7,772
:laola01:
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Schön beschrieben, mir wurde es dann zwar irgendwann ganz grauselig, und ich bin sicher, daß ich das nicht so gut gemeistert hätte wie Du. Aber da alles doch noch richtig gut verlaufen ist, macht es wiederum Mut.
Ich fürchte mittlerweile auch, mich vor dem Kreißsaal in die Schlange einreihen zu müssen. Mal sehen *g
:laola02:
Herzlichen Glückwunsch! Super gemacht! Danke für den Geburtsbericht!
Alles Liebe für Deine neue Familie
Anja
804
auch von mir einen herzlichen Glückwunsch und alles Liebe und Gute für Euch drei! :fantasy05:
4,536
Kirsten: tja so genau hab ich das gar nicht mitbekommen, stand wohl doch sehr neben mir. Die wollten mich am CTG lassen - ehrlich gesagt, keine Ahnung wieso das die ganze Zeit sein musste, denn es war alles in Ordnung. Ein Mobiles war wegen Überfüllung ja nicht verfügbar und wir hatten auch kaum nen Ansprechpartner. Die Hebamme ist immer nur super kurz rein und wieder raus und irgendwie hatte ich nie die Kraft zu fragen oder meinen Freund anzuweisen, das zu tun.
Anja: Ich hab im Oskar Ziethen KH in Lichtenberg entbunden.
Anja-Sushi: Och gemeistert ist Ansichtssache. Ich hab geflucht, geschrieen, gestrampelt, das Bett geschlagen und die Hebamme angepöbelt, als sie meinte das die Schreierei mir auch nicht helfen würde (was totaler Schmarrn ist, das Schreien und Blöken hat mir sehr gut getan.) Ich weiss allerdings nicht wie die Frauen in den benachtbarten Kreißsälen das fanden, die immer nur sachte vor sich hinstöhnten,was ich widerum sehr erstaunlich fand. ;-)
An sich hatte die Hebamme ständig irgendwelche blöden Phrasen auf den Lippen, aber zum zurück schmettern hatte ich immer noch ganz gut Kraft. Damit muss sie dann eben leben...
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Glückwunsch!!!!
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Schade, dass die Hebamme so blöd war, allerdings ist ja alles dennoch ziemlich gut verlaufen. Ich glaube, so etwas wie eine Geburt wird nie so wie man es sich vorgestellt hat.
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Gratuliere!! Ist ja ein großer Junge! Hat seine Zeit also genutzt
Das Krankenhaus... wärd ihr mal eins weiter gefahren ;-) :biggrin:
Sag, wie ist deine Hebamme jetzt? Bin total neugierig!
Das dein Sohn so ruhig ist. Warte mal ab, ich will dir ja deine Illusionen nicht rauben, aber das muß garnix heißen. Und die Blähungen... naja... :biggrin:
Jedenfalls: haste gut gemacht!!!
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:fun10:
Wünsche Euch eine schöne Zeit und dass Dein Kleiner weiterhin so lieb ist! Evtl hat er noch ein schlechtes Gewissen, weil er so lange auf sich warten lassen hat?! ;-)
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Und bitte lass mir meine Illusionen noch eine kleine Zeit. Ehrlich gesagt, ich hab jetzt schon nen HammerRespekt vor Mamas, die mit schreienderen Babies zu kämpfen haben. Unserer hat vorhin nur mal ne Stunde ein bissel gestänkert und wir waren schon fix und alle. Fühl mich soooo hilflos und unbeholfen. Da werde ich nun auch erstmal das Forum abgrasen und Erfahrungswerte in mich aufsaugen.
Die "neue" Hebamme ist super. Ist mir sehr sympathisch und auch verrauenswürdig. Da kann ich dir nur danke sagen, dass du mich nochmal angestuppst hast, mir eine andere zu suchen. Bin froh, dass ich das getan hab.
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24
wir warten noch und hoffen das es auch bald losgeht.......
aber wie ich bei dir lese hat jedes warten einmal ein ende
und hoffe das bei mir nicht auch eingeleitet werden muß......
viele liebe grüße
nicole :knutsch01:
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Alles Gute und viel Spaß beim Kennenlernen.
Linus /Tanja + Dana
*15.11.04
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herzlichen Glückwunsch auch von mir und alles alles Gute für Dich, Deinen Ole und den Papa!
Bine mit Jonna
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Nicole, ich drück dir die Daumen, dass es bald losgeht. ;-)
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:laola01:
Hat ja lange auf sich warten lassen, hoffentlich bleibt das nicht so.
Gruß
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herzlichen Glückwunsch :fantasy05:
Liegt diese Häufung eventuell am Wetterumschwung/Vollmond?
Viele Grüße
Bibo
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Einen Abend vor der Entbindung haben wir auch mal sehnsüchtig auf den Mondkalender gesehen, aber da waren es noch 10 Tage oder so hin.
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na dann mal herzlichen glückwunsch ;-)
alles alles gute für euch :knutsch01:
lg von taschi