Fetalchirurgie - Operation am ungeborenen Kind

Mönchen82Mönchen82

1,184

bearbeitet 8. 03. 2005, 14:18 in Plauderecke
Aus aktuellem Anlass :biggrin: würde mich mal eure Meinung dazu interessieren. Vor kurzem gab es ja auch einen Bericht in Planetopia darüber!

Info vorab: Kinder mit z.B. Herzfehlern, offenem Rücken etc. können mittlerweile bereits im Mutterleib operiert werden! Bei Kindern mit offenem Rücken z.B. ist es qausi "fast sicher" dass sie nie laufen können! Durch die OP im Mutterleib wird der Rücken mit einer Art Pflaster "verklebt" damit die Organe keinen bzw. weniger Schäden erleiden durch das Fruchtwasser welches die Organe sonst regelrecht einweichen würde.. Somit sind dem Kind insgesamt größere Chancen geboten, kann man sich ja vorstellen (?)

Bei Melissa wurde ein Röhrchen an die Luftröhre gesetzt (sagen wir mal quasi ein Luftröhrenschnitt im Mutterleib) da dieser ja komplett verschlossen war (bzw. ist) und das wasser sich in den Lungen staute >> aufs Herz drückte >> der kreislauf zusammenbrach! Das hat ihr Leben gerettet.

Vor kurzem nun waren wir zu einer Klinikinternen Fortbildung eingeladen bei der Dr. Kohl auch einen Vortrag hielt mit dem Thema "Pro & Contra Fetalchirurgie"

Hierbei tauchten Fragen auf wie

"Können die Eltern überhaupt ausreichend aufgeklärt werden/wurden sie ausreichend aufgeklärt dass sie wirklich das Für & Wider abwägen konnten?" (wir sagten übr. ja und meinen dat auch ;-) )

Und was u.a. noch kam: "Wo sind die Grenzen?"

Hierzu muss ich jetzt noch erwähnen dass -bevor überhaupt über eine OP im Mutterlieb abschliessend entschieden wird - die Ethik-Kommission einen ausführlichen Bericht über die Diagnose(n) und das geplante vorgehen vorgelegt bekommt und diese dann entscheidet ob eine OP dieser Art "ethisch und moralisch vertretbar" ist! Erst wenn diese ihr ok gegeben haben dass die Ärzte operieren dürfen wird weiter entschieden bzw. d a n n entscheiden die Eltern! Dies ist nötig da es sich bei den vorgeburtlichen OPs um "expermentelle operationen" handelt..anders "darf" es noch nicht genannt werden da dieses Verfahren noch zu neu ist, es können kaum Prognosen gestellt werden und man kann kaum voraussagen wie alles ausgehen wird - dazu fehlen schlichtweg Erfahrungswerte!

Nun würde ich gerne eure Meinung zur Fetalchirurgie hören :cool: "Zuviel des guten?" "gut"? Wie sind eure Gedanken darüber?

Wenn noch Fragen sind her damit ;-)


Verzeiht mir wenn ich nicht komplett neutral bleiben kann aber ich versuchs und freu mich über jede Meinung dazu! ;-)

Kommentare

  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich denke, dass man das nicht so einfach beantworten kann. Sicherlich ist es leicht zu sagen, dass Fetalchirurgie zu viel des Guten ist.
    Allerdings, wenn ich mir vorstelle, selbst schwanger zu sein und so das Leben meines Babys retten zu können, bzw. ihm durch eine intrauterine OP so etwas wie Lebensqualität geben zu können, würde ich keine Sekunde darüber nachdenken und sagen: Ja das ist wert!

    LG
    Loonaluca
  • Mandy1976Mandy1976

    4,183

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo Mönchen,

    ich muss sagen, bevor ich schwanger war hätte ich dazu wahrscheinlich sofort gesagt, man soll es lassen. Ich hätte gesagt, die Natur hat das so eingerichtet und gut is...

    Tja, aber wenn man dann schwanger ist oder war, sieht die Welt gaaanz anders aus. Jeder Gedanke dreht sich um das Kind und darum das es hoffentlich gesund ist. Man ernährt sich gesünder, achtet auf sich um einen möglichst optimalen Start zu gewährleisten. Und selbstverständlich würde man auch allen medizinisch notwendigen Eingriffen zustimmen.

    Erst seit ich Dich und deine Geschichte hier kennengelernt habe, weiß ich, was diese Art der Chirurgie zu leisten vermag. Auch wenn Melissa sicher mit einigen Handicaps durchs Leben gehen wird - so ist es doch gut so, dass sie am Leben ist und für sie wird das einmal ganz normal sein. Die Kleine ist so eine Kämpferin und ich bewundere Euch, wie ihr das meistert!

    Es gibt heute viele Möglichkeiten, das "Schicksal" zu beeinflussen. Auch wenns in die Richtung Embryonenauswahl etc. geht... Ob diese Entwicklungen richtig sind ist manchmal fragwürdig. Aber in einer Extremsituation würden wohl die meisten auf "extreme" Methoden zurückgreifen. Ich auch!

    Liebe Grüße
    Mandy
  • kamue128kamue128

    521

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo Mönchen

    Ich möchte mich Mandy anschliessen - auch für mich sieht diesbezüglich die Welt anders aus, seit ich ein Kind habe.

    Ich denke, die Fortschritte der Medizin stellen an uns neue Herausforderungen. Wir müssen über Dinge entscheiden, die uns noch 10 Jahre vorher von der Natur abgenommen wurden. Das ist nicht einfach...und die Fetalchirurgie ist nicht das einzig betroffene Gebiet...

    Ich würde auch jeden Strohhalm ergreiffen, wenn ich meinem Ungeborenen eine Chance auf Leben geben könnte. Da hätte ich ja auch das Glück in einem Teil der Welt zu leben, wo das möglich ist.....

    Ich habe Eure Geschichte still mitverfolgt - und ich bewundere Eure
    Kraft - Hut ab ihr meistert Eure Aufgabe wirklich gut.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich glaube jede Mutter wird sich positiv der Fetalchirurgie gegenüber aussprechen. Wenn fest gestellt wird das das Kind krank ist klammert man sich an jeden Strohalm um dieses zu beheben oder zumindest besser zu machen. Vor 20 Jahren ist eine Cousine von mir mit offenem Rücken geboren und 2 Stunden nach der Geburt verstorben. Meine Tante lag noch in Narkose (Kaiserschnitt) und konnte ihre Tochter nicht ein einziges mal in den Arm nehmen. Gott sei Dank war mein Onkel so geistesgegenwärtig und hat Fotos von Christina gemacht. So konnte sie sich die wenigstens anschauen und abschied nehmen. Hätte es damals schon die möglichkeiten wie heute gegeben würde sie warscheinlich noch leben und jetzt selber eine Familie gründen....
  • Mönchen82Mönchen82

    1,184

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ja, ich glaube das ist "es" auch: Jede Mutter! ;-)

    Sicher haben wir auch schon "kritische Stimmen" gehört...allerdings fast haupstächlich von Medizinern!Wie auch z.B. bei diesem Vortrag..in einigen Gesichtern konnte man lesen wie in einem Buch :biggrin: als sie Melissas Geschichte hörten - einige kamen im Anschluß und wünschten uns alles Gute und standen *duzi-duzi* vor ihr/uns ;-)

    Das beste war noch unsere Kinderkrankenpflege :biggrin: Sie erzählte mir dass, als die chefin dem Team erzählt hat "wir bekommen nun Melissa Krug in Pflege, Diagnosen blabla.." antwortete die Schwester: Gibt es irgendetwas was diese Kind n i c h t hat? :shock:

    Seit sie Melissa kennt kommt sie aus dem staunen nicht mehr heraus ;-) Sie hätte nie gedacht dass melli, ums mal so auszudrücken: so ein "normales" Baby ist! Sie ist genauso zickig :biggrin: wie Mädels oft nunmal sind, strampelt, meckert, etc.pp.

    Ich könnte mir wirklich vorstellen dass man entweder in der Situation sein muss (gott bewahre) oder eben "einfach" ;-) Mama sein muss um das nachvollziehen zu können - man muss noch nichtmal ein "ich muss alles kontrollieren"-fanatiker sein - denn iiich wollte ja ursprünglich noch nichtmal eine Fruchtwasseruntersuchung (wobei noch nichtmal normalerweise nun nicht passt aber im Vergleich dazu dass nun eine OP im Mutterleib draus wurde mein ich) :cool: habe mich schlicht geweigert :twisted: Ok, letztendlich kam ja nunmal "alles anders" :roll: ;-) aber ich denke.."das sollte dann so sein"

    Ich glaube es köme auch drauf an um was für eine Diagnose es sich handelt...man muss abwägen können ob man "trotz Diagnose" Lebensqualität haben/geben kann (wobei dass ja nun auch wieder Definitionssache ist) Für mich hätte es z.B. anders ausgesehen wenn absolut klar gewesen wäre dass mein Kind nur von Maschinen am leben gehalten werden könnte oder so.. Aber das ist nur meine persönlich Auffasung nun..hmm..*grübel*
  • bambi7876bambi7876

    1,428

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Wollte mich nur mal kurz zu Kindern mit Spina Bifida äußern.Der Sohn meiner Kollegin ist mittlerweile 18 Jahre alt und ein Spina KInd. Er kann laufen ( mit Schienen ) Das einzige große Problem was er hat, er trägt Windeln.In einem Jahr,wenn er mit der Schule fertig ist, wird er u.a. an der Blase operiert.
    Nur mal so kurz zur Info.

    Diana
  • Mönchen82Mönchen82

    1,184

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    bambi7876 schrieb:
    Wollte mich nur mal kurz zu Kindern mit Spina Bifida äußern.Der Sohn meiner Kollegin ist mittlerweile 18 Jahre alt und ein Spina KInd. Er kann laufen ( mit Schienen ) Das einzige große Problem was er hat, er trägt Windeln.In einem Jahr,wenn er mit der Schule fertig ist, wird er u.a. an der Blase operiert.
    Nur mal so kurz zur Info.

    Diana

    Deshalb schrieb ich "fast sicher" ;-) Schön dass es klappt :grin:
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