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Kombikinderwagen: Stiftung Warentest nimmt 12 Modelle unter die Lupe
Er gehört zur Baby-Grundausstattung und hat mitunter einen stolzen Anschaffungspreis: der Kinderwagen. Ob geländetauglich oder Cityflitzer, mit Tragetasche oder Babyschale, Buggy oder Travelsystem – die Auswahl ist groß. Stiftung Warentest hat Anfang des Jahres 12 aktuelle Kinderwagenmodelle überprüft. Die Ergebnisse regen zum Nachdenken an.
Kritik am Schadstoffgehalt
Kombikinderwagen erfreuen sich größter Beliebtheit. Sie sind zumeist teurer als herkömmliche Buggys, können dafür aber von Geburt an bis zum dritten Lebensjahr verwendet werden. Für die ersten Monate steht eine Babytragetasche oder eine Babywanne zur Verfügung, in dieser Zeit wird der Nachwuchs hauptsächlich liegend transportiert. Wenn dein Kind wächst und seinen Kopf schon selbstständig halten kann (etwa zwischen dem sechsten und neunten Lebensmonat), kannst du den Kinderwagen umbauen. Die Babywanne wird weggelassen, das Kind sitzt dann in einem verstellbaren Kindersitz. Gesichert wird es mit Hilfe eines H-Gurt-Systems, zusätzlich gibt es auch immer einen Bügel. In einem Kinderwagen verbringt der Nachwuchs in den ersten Lebensjahren viel Zeit, umso überraschender ist die scheinbar nachlässige Haltung gewisser Hersteller.
Stiftung Warentest hat herausgefunden, dass vier von zwölf getesteten Wagen eine deutlich erhöhte Schadstoffbelastung aufweisen:
Bugaboo Buffalo
Der Bugaboo Buffalo (Testnote 4,6 – Mangelhaft) ist mit einem UVP von 1080 Euro der teuerste Kinderwagen im Test, gleichzeitig weist er die höchste Schadstoffkonzentration auf. Die Tester haben im Kindergriff das Flammschutzmittel TDCPP gefunden. Man geht davon aus, dass TDCPP erbgutverändernd und krebserregend wirkt. Erhöhte Schadstoffwerte sind immer kritisch zu sehen. In diesem Fall umso mehr, da die chemische Verbindung an jenen Stellen gefunden wurde, die für Kinder leicht zugänglich sind. In einer Stellungnahme verweist der Hersteller Bugaboo darauf, dass für Kinderwagen andere gesetzliche Grenzwerte gelten als für Kinderspielzeug. Die für Kinderwagen geltenden Vorgaben habe man eingehalten. Warum Stiftung Warentest die Grenzwerte für Kinderspielzeug herangezogen hat, erklärt Projektleiter Nico Langenbeck so: „Die Norm für Kinderwagen legt nur für wenige Schadstoffe Grenzwerte fest. Wir gehen nach dem Prinzip des vorsorgenden Gesundheitsschutzes vor: Schadstoffgehalte sollten so niedrig wie möglich sein“.
Teutonia Bliss
Der Bliss von Teutonia (UVP 1040 Euro) erhält die Note 4,7 – Mangelhaft. Der Griff weist erhöhte Naphthalin-Werte auf. Es handelt sich hierbei um einen Kohlenwasserstoff, der als potentiell krebserregend gilt.
Bergsteiger Capri
Ebenfalls stark schadstoffbelastet ist das Modell Capri von Bergsteiger. Der Kinderwagen um 400 Euro wird im Test mit einem Mangelhaft – Note 4,8 bewertet. Naphthalin und Weichmacher wurden im Kindergriff und in der Regenhaube gefunden. Außerdem besteht beim Kindersitz Kippgefahr, wenn er nicht richtig eingesetzt wird.
Knorr Baby Noxxter
Die schlechteste Bewertung erhält mit 5,0 – Mangelhaft der Noxxter von Knorr Baby (UVP 600 Euro). Der Test ergab diverse Schadstoffe (Naphthalin, Weichmacher, Flammschutzmittel) in den Griffen und den Textilien. Auch hier wurde die Kippgefahr bemängelt, wenn der Kindersitz nicht sachgerecht mit Hilfe der vier mitgelieferten Metallstifte befestigt wird.
Bestnoten
Erfreulicherweise konnte Stiftung Warentest auch ein paar gute Noten verteilen. Eindeutiger Testsieger mit einer Note von 2,1 – Gut ist der Go Big aus dem Hause Britax. Er kostet im Schnitt 995 Euro, verfügt über eine ausreichend große Tragetasche und einen stabilen Sitz. Positiv wurde zudem seine Flexibilität auf unterschiedlichen Untergründen beurteilt. Ebenfalls gut abgeschnitten haben: der Condor 4 von ABC Design (2,2 – Gut) sowie das Modell Geo Earth von Joolz (2,4 – Gut). Der Condor 4 beläuft sich im Schnitt auf 600 Euro, der Geo Earth ist ab 1.000 Euro im Handel erhältlich. Im Mittelfeld (Befriedigend) liegen der Moon von Nuova City und der Chrome DLX von Joie.
Empfehlungen von Stiftung Warentest
Beim Kinderwagenkauf gibt es viel zu beachten. Die ExpertInnen von Stiftung Warentest empfehlen daher, sich im Vorfeld ein paar Gedanken zu machen: wer wird den Kinderwagen schieben? Wird er oft zusammengeklappt und im Auto transportiert werden? Auf welchem Untergrund kommt er überwiegend zum Einsatz und wie lange soll er genutzt werden? Außerdem lohnt es sich, auf die Größe der Tragetasche zu achten. Manchmal sind die Taschen so knapp bemessen, dass der Platz für ein Baby mit sechs Monaten bereits sehr beschränkt ist. Auch die Länge der Babywanne/Tragetasche spielt eine Rolle. Handhabung und Faltmechanismus sind ebenso Thema wie die Größe des Kinderwagens, wenn er z.B. auch in Bus oder Straßenbahn untergebracht werden soll.
Die Testergebnisse wurden in der Ausgabe 03/2017 der Zeitschrift „Test“ veröffentlicht und sind im Detail bei Stiftung Warentest nachzulesen.
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